Eigendlich ist Channaé - genannt der Keks - ein ganz zufriedenes Kind . . .

. . .  und wenn man sie sucht, dann braucht man nur rechts oder links der eigenen Beine schauen. Dort spielt sie dann selbstvergessen mit einem Bällchen, philosophiert über die Bedeutung eines Bändchens oder untersucht akriebisch ein mit reingetragenes Blatt. Und sollte sie doch mal aus versehen etwas weiter weg sein, dann reicht ein leises "Keks-Keks" und sie kommt mir hocherhobenen Schwanz und airodynamisch angelegten Ohren nach Hasenart angesaust, um sich sogleich auf ihren niedlichen Popo fallen zu lassen, den Kopf schräg zu legen und ihre bronzefarbenen Augen erwartungsvoll in mein Gesicht zu heften.


Doch gestern war alles anders, denn der Keks war weg. Ihr Bällchen lag noch neben mir, das Bändchen auch, doch Channaé war weder zu sehen, noch zu hören und alles rufen oder Leckerchen rascheln war ebenfalls vergeblich. "Bleib ruhig, sie kann nicht weg sein. Alle Fenster sind zu und die Haustür ist verschlossen" beruhige ich mich. Doch das Fragezeichen im Kopf arbeitet und lässt mir keine Ruhe . . .


"Warte, du hast die Bande doch eben noch gefüttert." Da ist sie mir sicher unbemerkt durch die Füsse und in die Vorratskammer gehuscht, freue ich mich erleichtert ob des Rätsels Lösung. Doch in der Vorratskammer angekommen stellt sich raus, des Rätsels Lösung muss eine andere sein, denn selbst nachdem ich alle Kisten rausgeräumt, alle Ordner aus dem Regal geholt und schon leicht durch den Wind auch noch in die Gefriertruhe geschaut habe, bleibt der Keks verschwunden.


"Sie könnte mir natürlich auch beim Anziehen in den Schrank gesprungen sein" ist mein nächster Gedanke. Also ab ins Schlafzimmer. Die verbliebene Viererbande findet das Spiel so langsam auch lustig und folgt mir neugierig um zu schauen, was ich nun wieder für einen Unsinn anstelle. Also Schränke auf, Wäsche raus, Mori hilft begeistert beim Ausräumen . . . . "Sie könnte noch im Wäschekorb sein . . . ." Auch der wird ausgepackt, was Mori dann auch schon ohne meine Hilfe kann. Doch auch hier: NIX.


"Ahhhhh, apropos Wäsche, wieso bin ich da nicht früher drauf gekommen!!" Die hatte ich doch gerade noch aufgehängt. "Oh Gott, das arme Kind. Jetzt sitzt sie bestimmt total verängstigt im dunklen Abstellraum" sorge ich mich erleichtert. "Grossies schnell, wir müssen den Keks retten" und so stürmen vier Vier- und ein Zweibeiner einen Raum weiter. Auch hier werden die Regale ausgeräumt und Kisten verschoben. Alles NIX. "Schluck, die Waschmaschine"?????? Aber auch da nix ? und da ich gerde so krause Gedanken habe, schaue ich auch noch im WC nach.


So langsam werde ich hysterisch und räume auch noch die Schränke im Wohnzimmer aus, stelle das Büro auf den Kopf und schraube die Fussblenden von der Küche ab - doch überall NIX!!!!


Wo könnte sie jetzt noch sein? Habe ich was übersehen??? Und da ich nun schon in allen Räumen war, starte ich die Ausräumtour von vorne. Die vier Grossen finden das bisher so interessante Spiel jetzt langweilig und ziehen es vor, vom Kratzbaum aus zu beobachten, wie unser Haus mehr und mehr im Chaos versinkt und ich suche wieder und wieder an den gleichen Stellen und rufe wieder und wieder ihren Namen.


Nach zwei Stunden denke ich darübr nach, ob ein Wellness-Wochenende nicht die bessere Alternative zu Ostern-Zuhause gewesen wäre und frage Iris am Telefon, ob ich wohl noch ganz normal bin.


Doch bevor diese mir lachend antworten kann, sitzt der Keks auf einmal wie aus dem Nix wieder neben mir. Legt den Kopf ein wenig schräg, heftet ihre wunderschönen bronzefarbenen Augen in mein Gesicht, spielt ein wenig mit dem Bällchen und denkt über das Bändchen nach.Und während sie ganz unschuldig in Mori's Pfoten meine nun anstehende Aufräumaktion verschläft, habe ich genügend Zeit darüber nachzudenken, wo sie wohl gewesen ist. Und was soll ich sagen? Ich habe es bis heute nicht rausgefunden und erkläre mir das Phänomen daher so, dass sie wohl den aktuellen Feiertag falsch verstanden hat, denn zu Ostern werden ja bekanntlich Eier und keine Kekse versteckt )))